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Neue Residenz Bamberg

Geschichte

Für lange Zeit war die Neue Residenz nicht nur der größte Profanbau, sondern auch das politische Zentrum der Stadt und bildet bis heute – auf dem Domberg weithin sichtbar – zusammen mit dem Dom die städtebauliche Krone Bambergs. Sie ist ohne Zweifel ein Kernbestandteil des UNESCO-Kulturerbes Altstadt Bamberg.

 

Bild: Gemälde "Lothar Franz von Schönborn"

Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn

Die Neue Residenz entstand über einen Zeitraum von gut 100 Jahren in zwei Bauphasen. Unter Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel (reg. 1599-1609) wurden ab 1603 mehrere benachbarte Domherrenhöfe durch einen Neubau in der Formensprache der Renaissance ersetzt. Ab 1609 wurde der Ausbau unter Gebsattels Nachfolger Johann Gottfried von Aschhausen (reg. 1609-1622) fortgesetzt. Der Neubau knüpfte an entscheidender Stelle, direkt gegenüber dem Bamberger Dom und der Alten Hofhaltung, an die Gründungstradition des Bistums an. Der 30jährige Krieg dürfte weitere Planungen verhindert haben, sodass die Residenz bis zur Wahl von Lothar Franz von Schönborn (reg. 1693-1729) zum Fürstbischof von Bamberg 1693 ein Torso blieb, über dessen Innenausstattung wir nur wenig wissen.

Nachdem Lothar Franz 1695 auch zum Erzbischof von Mainz gewählt worden war und nun als Reichserzkanzler zum mächtigen Kurfürstenkollegium zählte, begann er mit Plänen zur Fertigstellung und Erweiterung der Residenz der Spätrenaissance. Noch im selben Jahr schloss er einen Vertrag mit dem Baumeister Johann Leonhard Dientzenhofer (1660-1707) über den Ausbau des Gebsattelbaus. Dientzenhofers erste Planung nimmt bereits die heutige Grundform der Neuen Residenz vorweg. Zwei lange Flügel sollten den Renaissance-Bau ergänzen und so ein regelmäßiges architektonisches Gegenstück zur Vielgliedrigkeit sowohl des Doms als auch der Alten Hofhaltung bilden.

Bereits 1696 entstand – maßgeblich geprägt durch den voluminösen Stuck Johann Jakob Vogels (1661-1727) – im zweiten Obergeschoss des Gebsattelbaus ein neues, allerdings stets nur als Zwischenquartier gedachtes Wohnappartement für Lothar Franz, das heute als Kurfürstliches Appartement bezeichnet wird. Etwas später ab 1703 entstanden wiederum unter Beteiligung Vogels die wandfesten Ausstattungen der beiden wichtigsten Appartements im Neubau: der eigentlichen Bischofswohnung, heute Fürstbischöfliches Appartement, und des Kaiserappartements, das der Kurfürst für den möglichen Besuch des Reichsoberhauptes vorsah. Der dem Kaiserappartement vorgelagerte Kaisersaal wurde 1707 bis 1709 von Melchior Steidl (1657-1727) mit Wand- und Deckenmalereien ausgestattet. Damit war die grundlegende Struktur der Neuen Residenz, die Sie bis heute besichtigen können, geschaffen.

Die Residenz nach den Fürstbischöfen

Durch die Säkularisierung war die Residenz der Bamberger Fürstbischöfe bereits 1802 an die bayerischen Wittelsbacher gefallen, die nach neuen Nutzungen des großen Komplexes suchten. In der Folge wohnten hier: Von 1806 bis 1837 Herzog Wilhelm in Bayern mit Familie, der spätere König Maximilian II. als Kronprinz (wohl von 1843-1846) und um 1900 Erbprinz Rupprecht, der Sohn König Ludwigs III., mit Familie. Rupprechts Gemahlin Marie Gabriele gebar in Bamberg den designierten Thronfolger Luitpold.

 

Bild: Gemälde "König Otto I."

König Otto von Griechenland

Der vielleicht außergewöhnlichste Hausherr der Neuen Residenz dürfte ab 1863 König Otto von Griechenland (1815-1867) gewesen sein, der mit Königin Amalie (1818-1875) und seinem Hofstaat die Neue Residenz und die Alte Hofhaltung bewohnte.

Die Herrschaft der Wittelsbacher endete mit der Revolution von 1918. Nach den ersten freien Wahlen und der Ermordung Ministerpräsident Kurt Eisners (1867-1919) durch einen konservativen Fanatiker stürzte München ins Chaos. Der gewählte Landtag und die Regierung zogen sich 1919 nach Bamberg zurück, in dem die Wirren der Revolution weit weniger spürbar waren als in München. Ministerpräsident Johannes Hoffmann (1867-1930) und einige Regierungseinrichtungen nahmen im ehemaligen Mittelpunkt der fürstbischöflichen Herrschaft Quartier – in der Neuen Residenz. Nach dem Auszug der Regierung noch im selben Jahr wurde die Residenz endgültig zum Museum.


 
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