Die Sammlung der Neuen Residenz Bamberg

ZWISCHEN APPARTEMENT
UND DEPOT
DIE SAMMLUNG
DER NEUEN RESIDENZ BAMBERG
 
UNFAMILIAR TREASURES
FURNITURE AND
WORKS OF ART
FROM THE COLLECTION
OF BAMBERG RESIDENCE
 

DER MITTELPUNKT
DER HÖFISCHEN REPRÄSENTATION
IM WELTERBE
 
THE POLITICAL HUB
OF THE WORLD HERITAGE
ZU GAST
BEIM ERBPRINZEN
AT HOME
WITH THE CROWN PRINCE
VIELE STÜHLE –
DOCH WOHER?
AN ABUNDANCE
OF CHAIRS
WER SCHREIBT
DER HERRSCHT
THE PEN
AS A SYMBOL
OF MIGHT
 

Die Neue Residenz war über zwei Jahrhunderte lang Mittelpunkt der höfischen Repräsentation in Bamberg. Noch heute erinnern in der Residenz prunkvolle Möbel, Gemälde und zahlreiche andere Kunstgegenstände an diese Zeit. Nach der Vollendung des Barockbaus zu Beginn des 18. Jahrhunderts wohnten hier ein Jahrhundert lang die Bamberger Fürstbischöfe.

Sie hinterließen in der Einrichtung der Residenz ebenso ihre Spuren wie die Mitglieder der Hauses Wittelsbach, die nach der Säkularisierung die Residenz bewohnten. Unter ihnen befinden sich so schillernde Persönlichkeiten wie der abgedankte griechische König Otto mit seiner Gemahlin Amalie und das Erbprinzenpaar Rupprecht und Marie Gabriele.

Diese Online-Ausstellung widmet sich dem herausragenden Bamberger Sammlungsbestand, der nach der Residenz München zum umfangreichsten erhaltenen historischen Inventar in den bayerischen Residenzen gezählt werden muss. Die Fülle des Bestands und die Veränderung der Raumfolgen im Laufe der Nutzung ist auch der Grund, warum heute immer nur ein Teil der Sammlungen dauerhaft gezeigt werden kann.

Die drei hier gezeigten Objekte beispielsweise sind aus unterschiedlichen Gründen nicht Bestandteil der Dauerausstellung. Während die prächtige Uhr als Reisegegenstand nicht zum Konzept der Wohnappartements passt und die Pfeife eher ein Objekt über und keines von König Otto darstellt, wurden die Spucknäpfe in der ersten musealen Ausstattung in den 1920er Jahren konsequent aus den Ausstellungsräumen entfernt. Erst seit 2020 findet sich zumindest im Vorzimmer des Fürstbischöflichen Appartements wieder ein Spucknapf.

For over two centuries the New Residence was the centre of the court in Bamberg. The magnificent furniture, paintings and numerous other precious items that have been preserved in the Residence capture this period. After the Baroque building was completed at the beginning of the 18th century, the prince-bishops lived here for another hundred years.

All these bishops had an influence on the furnishing of the Residence, likewise the members of the House of Wittelsbach who lived here after secularization. These included colourful personalities such as King Otto of Greece, who resided in Bamberg with his wife Amalie after his abdication, and Crown Prince Rupprecht and his wife Marie Gabriele

The online exhibition focuses on the outstanding Bamberg collections, with a range exceeded in the residences of Bavaria only by the collections of the Munich Residence. The quantity of the items and the alteration of the suites of rooms as their use changed are also the reasons why the collections can only be shown in part on a permanent basis.

Im Sommer des Jahres 1900 machte der betagte Prinzregent Luitpold Bamberg erneut zur Residenzstadt. Sein Enkel Rupprecht und dessen Braut Herzogin Marie Gabriele in Bayern sollten nach ihrer Hochzeit das Königshaus in Franken repräsentieren. Der Aufenthalt des Paares, das sich in Bamberg zu beengt gefühlt hatte, dauerte jedoch insgesamt nur ein knappes Jahr.

Der Empfangssalon des Erbprinzen Rupprecht war um 1900 einer der am prachtvollsten ausgestatteten Räume der Neuen Residenz. Er befand sich im Anschluss an die Raumflucht des Kaiserappartements im Bereich der heutigen Staatsbibliothek, durch deren Einbau das Raumensemble an dieser Stelle gestört wurde.

Eine prachtvolle klassizistische Sitzgarnitur, die Büste seines Großvaters Luitpold und das monumentale Schlachtengemälde: All diese Objekte verloren nach Rupprechts Auszug und nach den Umbaumaßnahmen des 20. Jahrhunderts ihren ursprünglichen Aufstellungsort. Sie verschwanden entweder im Depot, oder wurden in anderen Ausstellungskontexten wiederverwendet.

In summer 1900 the elderly Prince Regent Luitpold made Bamberg a residential city again. After their wedding, his grandson Rupprecht and Rupprecht’s wife Duchess Marie Gabriele in Bavaria were to represent the royal house in Franconia. The couple however felt constricted in Bamberg and lived there for less than a year.

The reception room of Crown Prince Rupprecht was one of the most magnificently furnished rooms in the New Residence. It was adjacent to the Imperial Apartment in the area where the State Library is today and was destroyed with Rupprecht’s other rooms when the library was installed.

The magnificent Neoclassical sitting room suite of chairs, the bust of his grandfather Luitpold and the monumental battle picture were all removed from here after Rupprecht moved out, at the latest in the course of the alterations made in the 20th century. They either ended up in the repository or were used in other exhibition contexts.

Den Sitzmöbeln kommt in der Bamberger Sammlung eine besondere Bedeutung zu. Es haben sich tatsächlich etliche Garnituren in großen Stückzahlen erhalten. Die meisten Sitzmöbel stammen aus dem späten 18. Jahrhundert. In einigen Fällen liegt es nahe, dass sie direkt für die Bamberger Residenz geschaffen wurden, in anderen ist eine Herkunft aus anderen Sammlungen plausibel.

Das hölzerne Sitzmöbel ist in der Geschichte der Menschheit eine relativ junge Erfindung: Ursprünglich saßen die Menschen auf dem Boden, auf Felsen oder auf umgekippten Baumstämmen. Aufwendigere Einzelstühle blieben noch bis ins Mittelalter fast ausschließlich für die jeweiligen Herrscher reserviert.

Erst das 17. Jahrhundert kennt jenes ausdifferenzierte Formenrepertoire des Sitzens, das auch in der Neuen Residenz zu bestaunen ist: Einfachere Taburette (franz. tabouret), also Hocker, dienten vorrangig dem kurzen Sitzen. Stühle galten als randniedriger als Armlehnsessel. Die repräsentativste Variante des Sitzens stellte der Thronsessel des Herrschers dar.

The seating furniture is one of the most important features of the Bamberg collections. There are actually many ensembles with large numbers of items; most of those are from the late 18th century. In some cases it is very likely that they were made specifically for the Bamberg Residence, while others may well have originated from other collections.

The wooden chair is a relatively recent invention in the history of humanity. People originally sat on the ground, or on rocks or logs. Even in ancient Egypt only the rulers sat on stone or wooden seats as a symbol of their power. Until into the Middle Ages, more elaborate kinds of chair were reserved solely for rulers.

It was not until the 17th century that the wide variety of seating forms that is also represented in this exhibition was developed. Simple tabourets or stools were mainly used for sitting on briefly and chairs were considered secondary to armchairs. The most representative form of a seat was the ruler’s throne.

In Bamberg haben sich rund 20 erstklassige Schreibmöbel aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Sie decken eine große Bandbreite möglicher Möbeltypen ab und geben durch ihre kostbare Ausarbeitung eine Ahnung davon, dass die Tätigkeit des Schreibens zu den wichtigsten Bereichen herrschaftlicher Machtausübung gehörte.

Schrift, also die Weitergabe von Information in nichtmündlicher Form, ist historisch einer der wichtigsten Entwicklungsschritte in der Geschichte der Menschheit. Schon in der Antike war eine Vielzahl von Techniken in Gebrauch. Zum Schreiben dienten von der Antike bis zu den Schreibstuben mittelalterlicher Klöster vor allem Stehpulte. Erst nach und nach setzten sich Tische als Schreibunterlage durch.

Das Formenrepertoire der Schreibmöbel im 18. Jahrhundert ist groß: Vom einfach gestalteten Ausziehtisch als Grundform über wuchtige Aufsatzschreibmöbel, bis hin zu den klassizistischen Zylinderbüros, deren Schubladen ganz in einer abschließbaren Haube, dem Zylinder, verschwinden.

Around 20 high-quality desks from the 18th century have been preserved in Bamberg. They cover a wide range of existing furniture types and their elaborate design shows that writing was one of the most important ways in which rulers could exercise their power.

Writing, communication of information in a non-verbal form, is one of the most important developments in the history of humanity. Even in ancient times there were already a large variety of techniques in use. From ancient times to the Middle Ages with monks writing in monasteries, standing desks were normally used. Tables only gradually came into use as desks.

The repertoire of forms of writing furniture in the 18th century is large: From a pull-out section as the basic form to a writing cabinet with many options for storing documents and other valuables up to a cylinder desk, where the drawers disappear inside the lockable semicircular closure.